Sicherheit am Luzerner Strassenstrich: Neuer Schutzraum für Sexarbeiterinnen
Recht auf angemessene Arbeitsbedingungen
Der Verein Lisa, der die Interessen der Sexarbeiterinnen vertritt, hat den neuen Wegweiser zusammen mit der Stadt geplant und unterstützt die laufende Sicherheitsanalyse. Geschäftsleiterin Eliane Burkart betont, dass Sexarbeiterinnen ein Recht auf sichere Arbeitsbedingungen haben. Derzeit arbeiten rund zehn Frauen im Gewerbegebiet Ibach, die alle über einen legalen Arbeits- und Aufenthaltsstatus verfügen. Die Mehrheit von ihnen stammt aus Bulgarien und Ungarn.Die Gefährlichkeit des Standorts bleibt weiterhin ein Thema. In der Vergangenheit kam es immer wieder zu gewaltsamen Vorfällen, die in der Region für Aufsehen sorgten. Besonders der Mord an einer bulgarischen Sexarbeiterin im Jahr 2014, deren Leiche bei Stansstad gefunden wurde, ist noch immer präsent. Das Verbrechen konnte bisher nicht aufgeklärt werden, und die Ermittlungen wurden eingestellt, könnten jedoch bei neuen Hinweisen wieder aufgenommen werden.
Trotz verstärkter Polizeipatrouillen und eines zusätzlichen Sicherheitsdienstes bleibt die Situation für Eliane Burkart, Geschäftsleiterin des Vereins Lisa, unbefriedigend. Sie kritisiert den Standort des Strassenstrichs, der seit 2012 ins abgelegene Industriegebiet Ibach verlegt wurde. Der Mangel an sozialer Kontrolle und die Isolation des Gebiets erschweren es den Sexarbeiterinnen, bei Gefahr schnell Schutz zu finden. Burkart betont, dass der aktuelle Standort unsicher ist und die Sexarbeiterinnen keine Zufluchtsmöglichkeiten haben, wenn es auf der Strasse zu gefährlichen Situationen kommt.
Zweiter Container als Zufluchtsort geplant
Der derzeitige Beratungscontainer „Hotspot“ ist nicht immer zugänglich, weshalb den Sexarbeiterinnen oft nur eine kleine, per Code gesicherte Toilette als Zufluchtsort bleibt. Zudem erleichtert die Nähe zur Autobahn potenziellen Tätern die Flucht. Um die Sicherheit zu verbessern, wurde kürzlich die Genehmigung für einen zweiten Container erteilt. Dieser wird rund um die Uhr mittels Zahlencode zugänglich sein und als Schutz-, Zufluchts- und Aufenthaltsraum dienen. Zusätzlich wird er mit einer weiteren Toilette und Schliessfächern ausgestattet, um die Bedingungen vor Ort zu verbessern.
Trotz der neuen Sicherheitsmassnahmen löse dies nicht das grundsätzliche Problem des abgelegenen Standorts, warnt Eliane Burkart. Sie fordert eine erneute politische Diskussion über das Gesetz zur Strassenprostitution und die Suche nach besseren Standortlösungen. Da das städtische Reglement den Strassenstrich auf Industriegebiete beschränkt, sind Alternativen jedoch rar. Ein Umzug in die Agglomeration wird nicht erwogen, und der Standort Ibach bleibt für die Stadt die beste Option. Politisch wird das Thema weiterhin diskutiert.