Der Strassenstrich an der Langstrasse soll erlaubt werden
Die Diskussion über die Legalisierung des Strassenstrichs an der Langstrasse wird von unterschiedlichen politischen Lagern intensiv geführt. Eine Vertreterin der SP betonte, dass der Strassenstrich eine bestehende Realität sei, aber aufgrund seiner Illegalität Sexarbeiterinnen kriminalisiert und gezwungen würden, an gefährlichen Orten zu arbeiten, stets mit der Gefahr von Polizeikontrollen und Bussgeldern. Daher sei eine Legalisierung notwendig, um sicherere Arbeitsbedingungen für die Frauen zu gewährleisten.
Dieser Sichtweise stimmten auch die FDP und die Grünliberalen zu, jedoch mit dem Zusatz, dass Frauen zusätzliche Unterstützung benötigen würden, zum Beispiel beim Ausstieg aus der Prostitution oder bei einer beruflichen Neuorientierung. Es müsse auch auf die Belange der Anwohner Rücksicht genommen werden.
Einige Mitglieder der Grünen wiesen jedoch darauf hin, dass sich ein Strassenstrich und die Rücksichtnahme auf die Anwohner nicht miteinander vereinbaren liessen. Sie erinnerten daran, dass viele Anwohner bereits jetzt die Belastung als zu hoch empfinden. Ähnlich argumentierte die SVP, die an die Abschaffung des Strassenstrichs am Sihlquai erinnerte, weil er dort aufgrund der Belastungen für die Anwohner nicht tragbar war. Sie fragten sich, warum nun ein solcher Strassenstrich mitten in einem bewohnten Quartier erlaubt werden solle.
Trotz dieser Einwände unterstützte eine Mehrheit aus SP, GLP, FDP, AL, Mitte und Teilen der Grünen den Vorstoss für die Legalisierung. Der Stadtrat wurde nun beauftragt, innerhalb von zwei Jahren ein Konzept für die Legalisierung des Strassenstrichs an der Langstrasse zu entwickeln.
Frauenzentrale Zürich zeigt sich skeptisch
Olivia Frei, die Geschäftsführerin der Frauenzentrale Zürich, äusserte jedoch Bedenken bezüglich der Legalisierung. Sie argumentierte, dass die kurzfristige Reduzierung des Drucks auf die Frauen zwar eine Erleichterung bringen könnte, aber langfristig keine Verbesserungen zu erwarten seien. Sie verwies darauf, dass der Strassenstrich am Sihlquai 2013 aufgrund der Belastungen für die Anwohner abgeschafft wurde und fragte sich, was sich seitdem geändert habe, dass eine solche Lösung nun wieder akzeptabel sei. Frei warnte auch vor einer möglichen Sogwirkung, die das Gewerbe anziehen könnte, was zu negativen Folgen wie mehr Gewalt, Lärm und Konkurrenz unter den Frauen führen könnte. Sie befürchtet, dass sich die Situation der Frauen letztlich wieder verschlechtern könnte.
In ihrem Fazit kritisierte sie die Prostitutionspolitik insgesamt. Sie vermisste eine klare Vision und warf vor, dass die Ausbeutung in der Branche lediglich hingenommen werde. Statt tiefgreifender Lösungen zu suchen, versuche man, mit kleinen Anpassungen wie der Legalisierung des Strassenstrichs eine bessere Situation zu schaffen – ein Ansatz, der ihrer Ansicht nach nichts an den grundlegenden Problemen ändere und auf lange Sicht keine Verbesserung für die Frauen bringen werde.