Sexarbeit in Zug: Fehlende Daten erschweren den Schutz
Die Zuger Regierung zeigt kaum Initiative, wenn es um die Regulierung und Unterstützung von Sexarbeitenden im Kanton geht. Weder die Anzahl der aktiven Personen in der Branche noch deren spezifische Bedürfnisse sind bekannt. Auch gibt es keine gezielten Daten zu gesundheitlichen und sozialen Risiken oder zur Sicherheit. Diese Informationslücke erschwert es, geeignete Massnahmen zu ergreifen, kritisiert unter anderem die Mitte-Kantonsrätin Mirjam Arnold.
Arnold fordert, dass der Kanton Zug stärker in die Verantwortung genommen wird. Sie schlägt die Einrichtung einer Anlaufstelle vor, die sowohl präventive Massnahmen als auch Hilfe in Notlagen bieten könnte. Solche Modelle existieren bereits in anderen Kantonen und haben sich bewährt. Auch Massnahmen, um Arbeitsbedingungen sicherer zu machen und potenzielle Ausbeutung zu verhindern, seien wichtig. Derzeit gibt es im Kanton Zug nur allgemeine Angebote im Bereich sexuelle Gesundheit, die sich nicht spezifisch an Sexarbeitende richten.
Die Regierung argumentiert jedoch, dass kein Handlungsbedarf bestehe, da die Nachfrage nach solchen Unterstützungsangeboten gering sei. Dieses Argument wird von Kritikern zurückgewiesen, die darauf hinweisen, dass gerade die Unsichtbarkeit der Betroffenen ein Grund sei, genauer hinzusehen. Viele Menschen in der Sexarbeit arbeiten in unsicheren Verhältnissen, oft ohne Wahlfreiheit oder unter wirtschaftlichem Druck. Besonders in einem Kanton wie Zug, der hohe Lebenshaltungskosten und eine eher konservative politische Landschaft aufweist, könnten solche Risiken verstärkt auftreten.
Ein weiterer Kritikpunkt ist die fehlende gesellschaftliche Diskussion. Während Sexarbeit oft als Tabuthema behandelt wird, bleiben die strukturellen Probleme bestehen. Ohne eine klare Datenbasis und ein Verständnis der Situation sind Fortschritte kaum möglich. Experten betonen, dass eine offene Debatte notwendig ist, um die Rechte und die Sicherheit der Betroffenen zu gewährleisten.
Andere Kantone wie Zürich oder Basel zeigen, dass präventive Massnahmen nicht nur das Leben der Betroffenen verbessern, sondern auch das gesellschaftliche Klima entspannen können. Dort gibt es niedrigschwellige Angebote wie medizinische Checks, rechtliche Beratung und psychosoziale Betreuung. Solche Ansätze könnten auch in Zug adaptiert werden.